Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im Kalenderblatt vor Augen - der Laichinger Geschichtskalender 2016

Erhältlich ist der Kalender bei Aegis, Porst und Stäudle zum Preis von 14,50 Euro.

(hp) Einfache Weber und Bauern im „ Häs” sind ebenso vertreten wie Prominente. Sehr bekannte „ Traditionsbilder” stehen neben Bildern, die nur Spezialisten der Heimatgeschichte kennen. Alle zusammen illustrieren das Thema „ Persönlichkeiten aus Laichingen” im Kalender des Geschichtsvereins Laichinger Alb.

Ein besonderes Augenmerk galt den Frauen - fünf sind insgesamt aufgenommen worden, auch hier eine Mischung von Bekannten und bisher ganz Vergessenen. Die Leitlinien der Bilderauswahl bildeten sich in Vereinssitzungen, die Umsetzungen besorgten Friedrich Oelhafen, Heinz Surek, Eberhard Schanbacher und insbesondere Rolf Riek. Alle Bilder wurden mit Erläuterungen versehen; keine Person bleibt anonym.

Fast alle Bilder vermitteln den Eindruck lang vergangener Zeiten. Wären es keine Fotografien und stünden nicht die Lebensdaten dabei, man würde sich eher um mehr als ein Jahrhundert zurückversetzt fühlen. Den rasanten Wandel aller Lebensbereiche in den letzten Jahrzehnten führen sie drastisch vor Augen. Durch die Zusammenstellung im Kalender zeigen sich zwei deutlich getrennte Welten: das Leben im „ Flecken” , seine damals noch deutliche kleinbäuerliche und handwerkliche Seite - und das Leben in der Stadt, etwa bei Heinrich Lang, der als Kirchenmusiker in Stuttgart Karriere machte. An der Kleidung zeigt sich die Zugehörigkeit zur einen oder der anderen Welt. Um 1900 bildet sich im „ Flecken” eine kleinstädtische Oberschicht von Kaufleuten, Technikern und dem Apotheker. Auch sie sind im Kalender vertreten. Die Bilderläuterungen machen deutlich, dass ein höherer sozialer Aufstieg nur in der Residenzstadt möglich war, nicht jedoch am Ort.

Hans Medick hat das Leben der Laichinger Kleinbauern und Weber prägnant in „ Weben und überleben” zusammengefasst. Der scharfe Schnitt ihrer Gesichter geben einen Eindruck von der beruflichen Doppelbelastung, vom täglichen Kampf um den Erhalt der wirtschaftlichen Selbstständigkeit, der eisernen Sparsamkeit und der „ innerweltliche Askese” (Max Weber). Diese Lebensleistung berührt den nachdenkenden Betrachter nicht weniger als die imposanten Leistungen derer, die in der Fremde Erfolge feierten.